Die Hassliebe zwischen PR und Journalismus

Das aktuelle Medienmagazin „journalist“ (Ausgabe 7) hat das Thema „PR und Journalismus“ als Hauptthema. Der Leitartikel berichtet über die Hassliebe zwischen PR-Agenturen und den Redakteuren. Man kann sich oft nicht ausstehen und braucht sich doch gegenseitig.

Denn die Situation ist eindeutig: „Seit dem Jahr 2000 schrumpfte etwa bei den Tages- und Wochenzeitungen, dem bis heute wichtigsten Arbeitsmarkt für Journalisten, die Zahl der Redakteure von 15.300 auf unter 13.600 im Jahr 2010 – fast jede sechste Stelle im Printjournalismus ging also in den vergangenen zehn Jahren verloren“, heißt es in dem Beitrag. „Auf der anderen Seite, bei den Öffentlichkeitsarbeitern, verlief die Entwicklung spiegelbildlich.“ Laut dem Berufsverband DPRG liege die Zahl der PR- und Kommunikationsfachleute inzwischen bei rund 50.000. Damit erscheint es nicht unwahrscheinlich anzunehmen,
dass rein statistisch auf jeden Journalist mindestens ein Öffentlichkeitsarbeiter kommt.

Das Problem dabei ist, dass damit einerseits auch immer mehr Material – sehr oft der größte Mist – auf die verbliebenen Redakteure einprasselt. Anderseits können die die Recherche- und Schreibarbeit kaum noch alleine bewältigen.

Gott sei Dank, so der Bericht, finden immer mehr arbeitslose, gute Journalisten einen PR-Job, wechseln also die Seite. Damit scheint das Problem ein wenig entschärft. Denn die Profis wissen, was sie schreiben und liefern müssen, um ihre ehemaligen Kollegen nutzenbringend zu unterstützen. Oftmals kommt eine sinnvoll und ertragreich Zusammenarbeit dabei heraus. Kritiker sehen in dieser Zusammenarbeit das Ende der unabhängigen Berichterstattung. Die Meisten sehen eine pragmatische Kooperation.

Eines ist aber für diejenigen, die PR betreiben, essentiell wichtig zu wissen: „Bei wachsendem PR-Angebot und sinkender Nachfrage muss die Qualität der angebotenen Informationsware steigen, damit sie noch Abnehmer findet“. Es reicht nicht mehr, eine Pressemeldung irgendwohin zu senden und auf deren Veröffentlichung zu warten. Meistens ist die Enttäuschung groß, denn die Meldung erscheint nirgendwo. Was zählt, sind Stories und Kontakte. Kontakte zu den Redakteuren, die man fragt, was sie benötigen, um daraus eine Story machen zu können. Die Art der PR-Arbeit ist wiederum kostspielig. Eine PM alleine inklusive Versand ist zwar günstig, aber erfolglos. Die Kontakte, das eigentliche Unternehmensgut der Agentur, müssen ebenfalls bezahlt werden.
Deshalb müssen sich Unternehmen von der „Geiz ist geil-Mentalität“ bei der Pressearbeit verabschieden.

Übrigens bekommt man das Magazin „journalist“ nur im Abo oder als Einzelheft für 12,- EURO.

Foto: Dieter Schütz / pixelio.de