In letzter Zeit stelle ich immer mehr fest, dass KMU blind und ungeplant in die Social Media Welt und vor allem zu Facebook stürzen. „Alle raten uns, Facebook zu machen. Dann probieren wir das“, höre ich immer wieder. Das liegt natürlich an dem absoluten Hype, dem Facebook und Social Media unterliegt. Aber ich rate zur Vorsicht.
In meinen Beratungsaufträgen stelle ich die Wahl der Kanäle und Plattformen erstmal ganz nach hinten, auch wenn die Kunden das gerne zuerst geklärt hätten. Erst nach einer ausführlichen Analyse des Kunden, der Ziele, der Zielgruppen, der Unternehmenskultur (oder Einstellung des Chefs zu Social Media) und der Ressourcen gebe ich eine Empfehlung ab. Und die lautet auch oft „Lassen Sie es sein“ oder beginnen Sie nur mit „Zuhören“.
Warum? Ich fordere Nachhaltigkeit bei Social Media.
Nachhaltigkeit? Das kennen wir z.B. aus der Nutzung von Umweltressourcen. Laut Wikipedia ist das Wort „nachhalten“ mit der Bedeutung „längere Zeit andauern oder bleiben“ gleichzusetzen. Im derzeitigen Sprachgebrauch beinhaltet der Begriff, dass auch in anderen Bereichen etwas andauern, bleiben, nachwirken kann – noch lange, nachdem es gebaut oder in Bewegung gesetzt wurde.
Und genau darum geht es mir: Die Social Media Aktivitäten, die ein Unternehmen startet, sollen andauern, bleiben, nachwirken. Social Media soll so eingesetzt werden, dass es dauerhafte Lösungen mit Mehrwert für das Unternehmen und die Zielgruppe bietet.
Wir alle wissen, dass eine Facebook-Fanpage heute nur erfolgreich ist (was auch immer das bedeutet), wenn man viel Zeit, Engagement und natürlich ein wenig Geld investiert. Das gleiche gilt für Twitter, Google+ oder Blogs. Einfach einrichten und dann warten, hin und wieder eine News einstellen, das funktioniert nicht.
Social Media braucht Planung, Konzepte, Arbeit, Ideen und viel Durchhaltevermögen. Das gilt leider für den kleinen Handwerker oder Einzelunternehmen genauso wie für den Konzern. Auch wenn der Enthusiasmus am Anfang groß ist, kommt bei vielen schnell die Ernüchterung. Meistens scheitert es an den internen Ressourcen – Zeit und Geld. Zeit haben die meisten Unternehmer überhaupt nicht, also lagert man aus – an Agenturen wie conpublica. Doch Outsourcing kostet eben Geld. Und meisten passiert dann trotzdem nichts, weil selbst die Zeit fehlt, den Dienstleister regelmäßig zu informieren. Also dümpelt die Facebook-Seite, das Twitter-Konto oder das Blog vor sich hin.
Was ist dann falsch gelaufen?
1. Die Betroffenen haben sich nicht beraten lassen und versuchen es ganz alleine oder
2. Der Berater/Dienstleister hat schlecht beraten, brav Rechnungen geschrieben und den Kunden in die Erfolglosigkeit laufen lassen.
Als seriöser Berater/Dienstleister muss man erkennen, ob das Unternehmen einerseits von der Zielgruppe, der Branche und der Kultur her und andererseits von den Ressourcen her den Einstieg ins Social Media Marketing leisten kann.
Nur, wenn dem Unternehmen klar ist, was Social Media bedeutet, was er leisten muss und wo die Chancen und Risiken liegen, wenn die Kundschaft passt und genügend Ideen, Themen und Ressourcen zu Verfügung stehen (damit meine ich nicht nur Geld, sondern auch Personal/Zeit), kann Social Media Marketing nachhaltig werden. Nur dann bietet es dauerhaften Mehrwert für das Unternehmen und die Zielgruppe.
Wie ist eure Meinung dazu?
Foto: multicanarias / Fotolia.de