Das Internet hat alles verändert: Auch die Art und Weise, wie Journalisten heute recherchieren. Doch hat sich wirklich alles verändert? Und welche Rolle spielen heute die PR-Mitarbeiter und Pressesprecher bei der Informationsbeschaffung?
Das Institut für Organisationskommunikation der Universität der Bundeswehr München hat dazu im Oktober 2013 eine Online-Befragung von Journalisten durchgeführt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Carsten Rennhak befragten Master-Studenten 12.000 Journalisten in ganz Deutschland in Form einer Querschnittsstudie online zu ihren Rechercheroutinen und ihrem Verhältnis zu Akteuren der Organisationskommunikation. Immerhin 1.608 Pressevertreter
der Mediengattungen Print (73%), Online (38%), Hörfunk (13%) und TV (11%) (Mehrfachnennungen möglich) antworteten.
Erste wichtige Erkenntnis aus der Studie: Das wichtigste Recherchetool ist die Suchmaschine. Insgesamt nutzen mehr als zwei Drittel (68,7%) aller befragten Journalisten Suchmaschinen für die Erstrecherche, immerhin noch 59% nutzen die Suchmaschine für die Vertiefung und 48% für die Verifizierung von Daten und Informationen. Dennoch hält die große Mehrheit der JournalistInnen die im Netz verfügbaren Informationen oftmals nicht für ausreichend.
Damit wird deutlich, dass auch in der PR-Arbeit das Verbreiten von relevanten Informationen im Web (inkl. Auffinden bei Google) über die klassischen Kanäle hinaus enorm wichtig ist. Je mehr und bessere Informationen Journalisten zu einem Thema von einem Unternehmen finden, je eher besteht die Chance, dass dieses Unternehmen in dem Bericht genannt wird.
Wie sehen die Journalisten die Zusammenarbeit mit PR-Leuten? Zunächst bewerteten die Pressevertretet die Qualität der Kommunikation mit Pressesprechern und PR-Mitarbeitern als positiv, wobei die persönliche Kommunikation der schriftlichen deutlich vorgezogen wurde.
Erschreckend und doch bekannt ist die Tatsache, dass fast jede zweite Pressemitteilung ungelesen gelöscht wird. 55% werden zumindest überflogen. Etwa ein Drittel der Pressemitteilungen behandeln ein prinzipiell relevantes Thema, kommen aber zum falschen Zeitpunkt.
Damit ist klar, dass die Wirksamkeit des Versandes von Pressemitteilungen als Mittel der Medienkommunikation tendenziell abnimmt. Eine große Zahl der Aussendungen wird nicht zur Kenntnis genommen, ein Drittel der generell relevanten Pressemitteilungen kommt für die Journalisten zur falschen Zeit. Die Bedeutung von Pressemitteilungen für die Informationsgewinnung und als Ausgangspunkt für eine Berichterstattung nehmen ab.
Abschließend wurde noch gefragt, wie das Verhältnis zwischen Journalisten und PR-Akteuren/Pressestellen aussieht. Die Mehrheit meint, dass sich das Verhältnis von Pressesprechern/PR-Leuten zu Journalisten verbessert hat und sieht Pressesprecher/PR-Leute als ihre Partner.
Mein Fazit:
Die Studie zeigt, dass relevante Inhalte über viele Kanäle verbreitet und dennoch in Suchmaschinen auffindbar zunehmend auch in der PR-Arbeit wichtig sind. Zudem ist der persönliche Kontakt zu Medienvertretern wichtiger denn je.
Eine zusammenfassende Darstellung der Studie ist auf der Website der Universität der Bundeswehr München zu finden.