Lohnt sich Social Media Marketing für ein deutsches Unternehmen, das mit seinem Marketing ausländische Zielgruppe im Visier hat? „Ja“ werden die Freunde des Social Media Marketings sagen, während die Skeptiker vielleicht eher die Stirn runzeln. Letztlich gilt wohl: Pauschalaussagen sind hier ohne Wert, da die Social Media Nutzung in verschiedenen Ländern der Welt keineswegs gleich ist. So lesen beispielsweise weitaus mehr Chinesen als Deutsche Blogs, allerdings ist die Internetnutzung dort deutlich weniger verbreitet. Ob und wie man sich ausländischen Zielgruppen mit Social Media nähert, hängt also sehr stark vom jeweiligen Land ab, dessen Einwohner man als potenzielle Kunden anpeilt. Und es hängt auch von der Kultur ab, in der sich die Zielgruppe bewegt.
Wie beim Social Media Marketing für deutsche Zielgruppen, kann diese Marketing-Variante auch bei ausländischen Zielgruppen verschiedene Funktionen erfüllen. Unternehmen können mit ihr etwa Bestandskunden an sich binden, sich und ihre Produkte profilieren oder einen kundennahen Service etablieren. Um sich allerdings vernünftig über internationales Social Media Marketing zu unterhalten, sollte man sich zunächst noch einmal darüber bewusst werden, welche Bandbreite Social Media eigentlich besitzt. Blogs gehören ebenso in diese Kategorie wie Social Media Plattformen, etwa Twitter und Facebook oder in der weiteren Definition auch YouTube. Beim Blick auf die Social Media Nutzung in verschiedenen Ländern wird man also ins Detail gehen müssen und wird dabei auf große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Ländern stoßen. Solche Unterschiede nicht zu berücksichtigen, kann im Extremfall zu einem völligen Misserfolg einer Social Media – Kampagne führen.
Internationale Unterschiede bei der Social Media Nutzung
Die Studie “Wave 5 – The Socialisation of Brands – Social Media Tracker 2010” verdeutlicht eine ganze Reihe relevanter Unterschiede in der Nutzung des Internets und von Social Media in unterschiedlichen Ländern. Einige Ergebnisse:
• In den Ländern Norwegen und Schweden nutzen über neunzig Prozent der Menschen das Internet, in China und Thailand sind es unter vierzig Prozent.
• In Deutschland hatten 37,8 Prozent der Befragten in den letzten sechs Monaten ein Profil auf einer Social Media Plattform gepflegt. In Großbritannien waren es 58,6 Prozent, in Russland 79,3 Prozent und in China 68,4 Prozent.
• Die Befragten in Deutschland hatten durchschnittlich 41 Kontakte in Social Media Netzwerken, während die befragten Italiener auf einen Durchschnitt von 66 und die befragten Brasilianer gar auf 74 kamen.
• 29,6 Prozent der befragten Deutschen hatten laut Studie in den letzten sechs Monaten in einem Blog gelesen. Dem standen beispielsweise 46,7 Prozent der befragten Franzosen, 72,4 Prozent der Brasilianer und 79,6 Prozent der Chinesen gegenüber.
• Die Zahl der Nutzer mobilen Internets via Smartphone liegt in China bei über fünfzig Prozent und in Deutschland zwischen zwanzig und dreißig Prozent.
• Die Frage, ob sie jemals Mitglied einer Marken-Community im Internet waren, beantworteten besonders viele Thailänder mit einem „ja“. Mit Abstand folgten Philippinen, Chilenen und Südkoreaner. Deutschland gehörte bei dieser Frage zu den vier Schlusslichtern.
Das soll als Zahlenmaterial erst einmal reichen. Tendenzen lassen sich bei all diesen Zahlen allemal herauslesen und sie können beim Social Media Marketing für eine ausländische Zielgruppe bedeutend sein. Natürlich ist die Strategiefindung bei internationalem Social Media Marketing dennoch nicht ganz so einfach, wie es jetzt vielleicht klingen mag. Thailänder scheinen aufgeschlossen gegenüber einer Marken-Community zu sein, aber vielleicht ist dort auch die Konkurrenz der Marken-Communities, die um die Gunst der Internetnutzer buhlen, besonders hoch? Im Land X mögen im Durchschnitt eher wenige Menschen in Blogs lesen, aber vielleicht gehören die Menschen, die es tun, überwiegend zur Zielgruppe des Unternehmens, das über Social Media Marketing nachdenkt? Ausführliche Analysen sind nötig, würden hier aber zu weit führen. Halten wir einfach das eine fest: Man soll nicht vorschnell von sich auf andere schließen, auch nicht vom eigenen Land auf andere Länder.
Unterschiedliche Social Media Plattformen
Der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus ist auch bei der Auswahl passender Social Media Plattformen wichtig. Facebook ist etwa in Deutschland das bekannteste Social Media Netzwerk und dominiert zugleich in einer ganzen Reihe anderer Länder, aber halt nicht überall. Viele Brasilianer bevorzugen beispielsweise die Plattform Orkut, bei einer großen Anzahl von Chinesen ist „QQ“ der Favorit und Deutschlands polnische Nachbarn nutzen gerne einmal Nasza-Klasa. Es wäre doch schade, hier auf die falsche Plattform zu setzen.
Social Media, Sprache und Kultur
Natürlich spielen Bilder, spielen Videos auch auf Social Media Plattformen eine nicht unerhebliche Rolle. Dennoch bleiben Social Media Aktivitäten zu einem großen Teil sprachliche Aktivitäten. Das bedeutet: Jedes Unternehmen, das sich mit Social Media Marketing einer ausländischen Zielgruppe nähert, sollte mit einem Team arbeiten, das die jeweils im Land gesprochene Sprache perfekt beherrscht. Aber es geht nicht nur um Sprache allein, sondern auch um ein Verständnis der Kultur im Land. Natürlich sind Menschen überall auf der Welt auch Individuen mit eigenen Interessen, dennoch geben die Kulturen unterschiedliche Rahmen vor, formulieren Tabus sowie Höflichkeiten und Unhöflichkeiten, die zumindest offizieller Usus sind. Die Regeln der Kommunikation in einem Land zu kennen, erhöht die Chancen auf erfolgreiche Kommunikation deutlich. Und was ist gutes Social Media Marketing letztlich anderes als erfolgreiche Kommunikation?
Über den Autor: Christian Arno ist der Gründer und Geschäftsführer des Lingo24, ein Unternehmen, das hochwertige professionelle Übersetzungen anbietet.