Die meisten kleinen und mittelständischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen verfügen heute über eine eigene Internetseite. Gleiches gilt für Handwerksbetriebe. Suchmaschinenoptimiert sind diese Unternehmenswebseiten freilich nur in der Minderzahl der Fälle. Eine Neukundengewinnug über Google bzw. Google Places findet daher häufig nicht statt.
Noch immer bauen z. B. viele Handwerksbetriebe schwerpunktmäßig auf klassische Zeitungs- oder Radiowerbung, in der dann zur „weiteren Information“ auf die firmeneigene Internetseite verwiesen wird. Auch beim Einsatz von Werbe-Flyern, auf denen die Adresse der eigenen Internetseite abgedruckt wird, waltet diese Logik. Die billigste Form des indirekten Einsatzes der eigenen Webseite besteht im Verteilen von persönlichen Visitenkarten mit www-Aufdruck.

Was viele kleine und mittelständische Unternehmen oder Handwerksbetriebe übersehen: Die Zahl der privaten Internetuser, die bei Google bzw. Google Places nach Begriffen wie z. B. „Umzugsunternehmen“ oder „Fahrradreparatur“ suchen, ist groß und wächst weiter. Dazu kommen professionelle Einkäufer von Industrieprodukten und -dienstleistungen, die sich – zumindest in einem ersten Schritt – durchaus auf die Suchergebnisse von Google verlassen, wenn sie nach passenden „Gabelstaplern“, „Laserbohrmaschinen“, „Industriedüsen“ oder Services für „Gewerbeumzüge“ suchen. Es lohnt sich also auch für viele KMUs, sich mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung zu befassen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der sog. Linkaufbau, neudeutsch Linkbuilding. Je mehr qualitativ gute, d. h. von qualitativ guten, themenverwandten Webseiten kommende eingehende Links eine Webseite besitzt, desto bessere Chancen hat sie auf ein gutes Ranking bei Google und anderen Suchmaschinen. Im Folgenden soll auf einige Fragen des Linkaufbaus für (kleinere) Unternehmenswebseiten näher eingegangen werden.

Branchen- und Fachkataloge

Eine guten Einstieg in ein systematisches Linkbuilding, das noch immer den wichtigsten Teilbereich der Suchmaschinenoptimierung darstellt, ermöglichen Online-Branchenkataloge bzw. branchenspezifische Fachkataloge, in denen man einen Link auf die eigene Webseite setzen kann. Google wertet Links aus solchen Katalogen unter bestimmten Bedingungen durchaus als „Empfehlungen“, die das allgemeine Ranking (also die Platzierung in Googles „generischen“ Suchergebnissen) verbessern. Auch für das Ranking bei Google Places spielen derartige Kataloge, deren Einträge in der Regel mit Adressangaben versehen sind, eine wichtige Rolle. Wenn man sich auf bekannte und daher gut besuchte Branchen- und Fachkataloge beschränkt – was zu empfehlen ist – schlägt man zudem zwei Fliegen mit einer Klappe: Ein Eintrag in solchen Katalogen bringt durch Klicks auf den jeweiligen Firmenlink auch auf direkten Wege Besucher auf die eigene Webseite.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass man nur in Katalogen veröffentlicht, die redaktionell gepflegt werden und inhaltlich sauber strukturiert sind. Aufgeblähte, unspezifische Webkataloge, die jeden beliebigen Eintrag aufnehmen (z. B. unabhängig von der Branchenzugehörigkeit einer Firma oder der Qualität des Beschreibungstextes), bringen keinen Rankingvorteil, worauf Google ausdrücklich hinweist.

Auch Kataloge, die die Aufnahme nur gegen einen Backlink oder gegen Bezahlung anbieten, sind (meist) mit Vorsicht zu genießen. Betreiber guter Branchenkataloge möchten alle relevanten Unternehmenswebseiten bei sich vertreten sehen, um ihren Usern bestmögliche Informationen zu bieten. Daher bauen sie keine Barrieren wie „Backlinkpflicht“ oder Eintragsgebühren auf, die relevante Unternehmen von einem Eintrag Ihrer Seite abhalten könnten. Bei „Bezahlkatalogen“ bewegt man sich zudem bereits in der Nähe zum Linkauf. Linkkäufe verstoßen gegen Googles Richtlinien für Webmaster und können für die verlinkte Seite – zumindest theoretisch – eine Bestrafung (sprich. einen Rankingverlust statt eines Rankinggewinns) nach sich ziehen .

Qualitätskataloge erlauben meist auch das unentgeltliche Setzen eines sog. „do follow-Links“. Nur derartige Links – denen sog. „no follow-Links gegenüberstehen – werden von Google als Empfehlungen gewertet. Die dahinterstehende der Logik der Katalogbetreiber ist leicht einzusehen: Für Betreiber von Katalogen, die nur sorgsam geprüfte Firmeneinträge aufnehmen, gibt es keinen Grund, die eingetragenen Firmenlinks gegenüber Google nicht auch als „Empfehlungen“ auszuweisen. Allerdings sollte man Kataloge mit no follow-Links nicht gänzlich meiden: Ein gewisser Prozentsatz von no follow-Links gehört zu einer ausgewogenen, „gesunden“ Backlinkstruktur einer Webseite dazu.

Hier einige Beispiele akzeptabler Kataloge für Unternehmen aus der Speditions- und Umzugsbranche: Speditionen-verzeichnis.de, Transportadressen.de, Spedition-umzug.com, Vvwl.spediteure.de, Online-speditionen.de,

Linktausche

Auch Linktausche können – in Maßen durchgeführt – das Google-Ranking einer Webseite positiv beeinflussen. In der Regel ist es allerdings schwer, ein Konkurrenzunternehmen zu einen solchen Tausch zu bewegen, da viele Unternehmen fürchten, durch die Verlinkung (=Empfehlung) eines Mitbewerbers eigene Kunden zu verlieren. Auf der anderen Seite konkurrieren z. B. lokal gebundene Unternehmen nicht mit anderswo lokal tätigen Unternehmen. Eine Autorparaturwerkstatt aus München kann in diesem Sinne „gefahrlos“ auf die Webseite einer Autoreparaturwerkstatt in Hamburg verlinken. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Google wertet solche gegenseitigen Verlinkungen positiv als wechselseitige Empfehlung zweier Webseiten aus der gleichen Branche. Grundsätzlich ist wichtig, dass man sich möglichst nur mit Webseiten aus der eigenen (oder einer verwandten) Branche verlinkt, weil Google thematisch passende Links deutlich positiver bewertet als „themenfremde“ (themenfremd wäre z. B. ein Link von der Webseite eines Bäckereibetriebs auf die eines Fahrradherstellers). Allzu umfangreich betriebene „regionsüberschreitende“ Linktausche können allerdings für das Google-Places-Ranking lokal tätiger Unternehmen nachteilig sein.

Häufig wird man bei Linktauschen eine Linkliste (meist auf Unterseiten mit Adressen wie www.xyz.de/links.html oder www.xyz.de/empfehlungen.html) als Linkplatz angeboten bekommen. Obwohl solche Linklisten einen schlechten Ruf haben, dürften sie unproblematisch sein, wenn bestimmte Qualitätskriterien gegeben sind:

1. Die Domain, auf der sich die Linkliste befindet, sollte bei Google ein akzeptables Ranking aufweisen (Top-20 Platzierungen mit den wichtigsten themenspezifischen Suchbegriffen)

2. Die verlinkende Unterseite sollte nicht allzu tief in der Menüsstruktur angelegt sein. Am günstigsten sind Unterseiten mit Linklisten, die von der Startseite aus mit einem Mouseklick erreichbar sind. Dies ist auf den Webseiten kleinerer Gewerbetreibender oder Unternehmen auch häufig der Fall

3. Auf der Linkliste sollten sich nur Links zu Qualitätsseiten aus der gleichen Branche oder zu sonst wie themenverwandten Qualitätsportalen befinden. Qualitätsseiten sind solche, die bei Google akzeptabel gerankt sind. Bunt zusammengewürfelte Linklisten, auf denen sich neben themenspezifischen Links auch Links zu (schlechten) Reise-, Glücksspiel-, Werbe- oder sonstigen Portalen befinden, sollte man unbedingt meiden.

Blogbeiträge

Viele Webblogs, die unternehmens- und gewerberelevanten Themen behandeln, erlauben das Veröffentlichen von Gastbeiträgen. In diesen Gastbeiträgen ist meist auch das Setzen eines oder mehrerer Links erlaubt.

Natürlich gibt es auch bei Blogs erhebliche Qualitätsunterschiede.

Einige Blogbetreiber erlauben es, Gastbeiträge kostenlos zu veröffentlichen. Derartigen Blogbetreibern kommt es darauf an, den eigenen Blog durch inhaltlich hochwertige Gastbeiträge aufzuwerten. Da derartige Qualitätsblogs meist auch ein gutes Googleranking aufweisen, sind Backlinks von dort besonders wertvoll. Freilich sind die meisten Betreiber kleiner Unternehmenswebseiten nicht in der Lage, auf professionellen Niveau zu texten. Daher müssen sie sich für das Verfassen von hochwertigen Gastbeiträgen journalistischen Beistand suchen. Professionelle Texter, die nach einem Briefing zum Beispiel ein ansprechendes Unternehmensporträt oder einen fachlich sauberen Artikel über Handwerksprodukte verfassen können, findet man in diversen SEO-Jobbörsen.

Tendenziell mit Vorsicht zu genießen sind Blogs, deren Betreiber das Veröffentlichen von Gastbeiträgen zum Geschäftsprinzip gemacht haben und (nahezu) jeden Text veröffentlichen, für dessen Veröffentlichung bezahlt wird. Auch Links aus solchen Blogs wertet Google oft nicht als Empfehlung. Viele Betreiber derartiger Blogs übernehmen das Verfassen des Blogbeitrages übrigens gleich mit (ebenfalls gegen Bezahlung, versteht sich). Zudem bewegt man sich auch in diesen Fällen in gefährlicher Nähe zum Linkkauf.

Allerdings nehmen auch viele Betreiber qualitativ guter Webblogs für die Veröffentlichung von Gastbeiträgen Geld. Der Grund ist meist simpel: Das Betreiben eines Blog verursacht Kosten, die oft durch Google Adsense oder Bannerwerbung allein nicht „reingeholt“ werden können. Das Veröffentlichen von Gastbeträgen und Links in derart „gemäßigt kommerziellen“ und grundsätzlich auf Qualität bedachten Blogs ist unproblematisch und sollte beim Linkaufbau nicht ausgespart werden.

Gute und für das eigene Unternehmen relevante Blogs kann man leicht mit einer gezielten Suchanfrage bei Google finden. Geben Sie in Googles Suchfeld einen für Ihr Unternehmen relevanten Begriff ein (etwa „Umzüge“, „Spedition“ oder „Umzugsunternehmen“) und dann, durch eine Leerzeile getrennt, „inurl:blog“ (jeweils ohne Anführungszeichen). Die ersten 20 Blogs, die man auf diesem Wege findet, sollte man sich näher anschauen (wie ist das Ranking ohne die inurl-Abfrage? Hat das Blog passende thematische Schwerpunkte? etc. pp) Ob die Blogbetreiber Gastbeiträge aufnehmen, erkennt man recht schnell bei einer Durchsicht der vorhandenen Blogposts. Gastbeiträge sind häufig am Anfang oder Ende des Textes offen als solche ausgewiesen. Manche Blogbetreber haben für Gastbeiträge den Usernamen „Gast“ eingerichtet. Auch das Vorhandensein externer Links, die offensichtlich nicht primär zur weiteren Information des Lesers gesetzt wurden, deutet recht eindeutig auf Gastbeiträge hin. Im Zweifel hilft ein Anruf beim Blog-Betreiber.

Gastbeitrag von Jürgen Wolff, argutus gmbh